Lungenkrebs: Ein Roboter kann selbst kleinste Knoten „fotografieren“ und revolutioniert damit die Frühdiagnose.

Bei Lungenkrebs bleibt die Frühdiagnose eine Herausforderung. Und manchmal sind verdächtige oder langsam wachsende Knoten schwer zu analysieren, weil sie zu klein sind oder sich an schwer zugänglichen Stellen befinden. Doch die Technologie schafft Abhilfe: Ein robotergestütztes Bronchoskop (integriert mit einem CT-Scan-System) könnte künftig eine nützliche, wenn auch deutlich teurere Alternative darstellen. Laut den Ergebnissen einer klinischen Studie, die auf dem Kongress der European Respiratory Society (ERS) vom 27. September bis 1. Oktober in Amsterdam vorgestellt wird, erhöht diese Technik die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Biopsie in schwierigen Fällen im Vergleich zur herkömmlichen Bronchoskopie um mehr als das Dreifache.
Was ist eine Bronchoskopie (die nichts mit Screening zu tun hat)Ein kleiner Schritt zurück. Die Bronchoskopie dient im Allgemeinen der Beurteilung des Gesundheitszustands der Bronchien. Mit dieser Untersuchung können beispielsweise Schleimproben entnommen werden, um die Ursache einer Lungeninfektion zu identifizieren, oder eine Gewebeprobe (Biopsie) durchgeführt werden, um verdächtige Knoten zu analysieren. Wichtig ist, dass es sich nicht um eine Screening-Untersuchung handelt. Die Bronchoskopie dient der Untersuchung verdächtiger Läsionen, die bereits durch andere Untersuchungen identifiziert wurden. Doch wie wird sie durchgeführt? Das Instrument besteht im Wesentlichen aus einem flexiblen Schlauch, der mit einer Kamera, einer Ultraschall-Mikrosonde oder einem anderen Scannertyp ausgestattet ist und (nach örtlicher Betäubung oder Sedierung) in die oberen Atemwege eingeführt wird, bis er die unteren Atemwege, also die Bronchien, erreicht.
Die Vorteile der roboterassistierten BronchoskopieDie robotergestützte Bronchoskopie (die derzeit nur in wenigen Einrichtungen in Italien verfügbar ist, wie auf der Website des Gemelli-Krankenhauses in Rom berichtet wird) funktioniert praktisch genauso, mit dem Unterschied, dass die „Navigation“ von einem Roboter unterstützt wird. Der Roboter kann auch eine Computertomographie (CT) durchführen, um zu überprüfen, ob der Knoten tatsächlich erreicht wurde. Dies ermöglicht den Zugang und die Untersuchung selbst sehr kleiner Knoten oder solcher, die nicht direkt in den Bronchien, sondern in umliegenden Bereichen wachsen, die mit herkömmlichen Techniken nur schwer zu erreichen sind. Derzeit werden in diesen Fällen manchmal invasivere Operationen durchgeführt oder regelmäßige CT-Scans durchgeführt, die weder für den Patienten noch für das Gesundheitssystem tragbar sind.
Das neue StudioDie Fähigkeit zur CT-Untersuchung ist eine der Eigenschaften des Geräts, die in der von Thomas Gaisl vom Universitätsspital Zürich koordinierten klinischen Studie getestet wurden, in der die beiden Methoden verglichen wurden. Die Ergebnisse werden am ERS-Kongress vorgestellt. Insgesamt 78 Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe unterzog sich einer traditionellen Bronchoskopie, die andere einer roboterassistierten Bronchoskopie mit einem kombinierten CT-System. Insgesamt wiesen die Patienten 127 auffällige Wucherungen an den äußeren Rändern der Lunge auf, einem Bereich, der mit herkömmlichen Bronchoskopen nur schwer erreichbar ist. Zudem hatten die Knoten einen durchschnittlichen Durchmesser von nur 11 Millimetern.
Die ErgebnisseMit der herkömmlichen Technik konnten die Ärzte 23 % der verdächtigen Knoten erreichen und biopsieren. In der Gruppe mit der roboterassistierten Bronchoskopie lag dieser Anteil jedoch bei über 84 %. Patienten, bei denen mit der herkömmlichen Technik keine Biopsie durchgeführt werden konnte, wurden anschließend mit dem neuen Instrument untersucht, das in über 90 % der Fälle erfolgreich war. Insgesamt wurde bei 68 Patienten Lungenkrebs diagnostiziert, 50 von ihnen litten an der frühesten Form der Erkrankung (Stadium 1A).
Eine Millionen-Euro-Technologie„In Zentren, die viele Patienten mit diesen Tumoren behandeln, rechtfertigen die Vorteile dieser Technologie meiner Meinung nach die Investition (die Kosten für das Gerät belaufen sich auf rund eine Million Euro, Anm. d. Red.)“, kommentiert Gaisl. „Das Robotersystem sollte jedoch kleinen, schwer erreichbaren Läsionen vorbehalten bleiben, bei denen eine konventionelle Bronchoskopie keine praktikable Option darstellt.“ In einer weiteren Studie, die ebenfalls auf der ERS vorgestellt wird, zeigten Gaisl und Kollegen zudem, dass das robotergeführte System zwei anderen Techniken überlegen ist: einer, die virtuelle 3D-Modelle der Atemwege verwendet, und einer, die die elektromagnetische Navigationsbronchoskopie nutzt. „Die Technologie könnte sicherlich für eine bestimmte Anzahl von Patienten nützlich sein“, sagte Silvia Novello, Professorin für medizinische Onkologie an der Universität Turin und Präsidentin des Verbands WALCE (Women Against Lung Cancer in Europe), gegenüber Salute, „aber nur in spezialisierten Überweisungszentren, die in Italien übrigens bereits mit fortschrittlicher Technologie ausgestattet sind. Ich bezweifle jedoch, dass sie in allen Zentren eingeführt und im Alltag eingesetzt werden könnte, sowohl aufgrund der Kosten als auch des erforderlichen Fachwissens.“
Der Mangel an interventionellen LungenfachärztenHinsichtlich des italienischen Systems ist Novello der Ansicht, dass noch ein weiterer Aspekt zu berücksichtigen ist: „In der Lungenonkologie haben wir weiterhin mit Diagnosen zu kämpfen, was teilweise auf einen Mangel an medizinischem Personal und interventionellen Pneumologen zurückzuführen ist. Dieses Problem ist eindeutig auf die uns zur Verfügung stehenden Instrumente zurückzuführen. Allerdings“, so sein Fazit, „kommen Innovationen sicherlich auch durch neue Technologien zustande, und dies ist zweifellos eine davon.“
La Repubblica